Rede des Antirassismus-Rat’s zum 27. Januar

Hallo Liebe Freund*innen, Liebe Genoss*innen,
Wir stehen hier heute am Deportations-Mahnmal Putlitzbrücke in Moabit um gemeinsam den Opfern des NS-Faschismus zu gedenken. Heute jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 78. mal. Die Befreiung der nur 7000 Überlebenden des KZ Auschwitz wurde zum internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt.

Unsere Gedanken sind an diesem Tag bei den Millionen von Opfern dieses unsäglichen Genozids: Jüdinnen und Juden zu allermeist, aber auch Sinti und Roma, Homosexuelle, körperlich und psychisch eingeschränkte Menschen, Kommunist*innen, Antifaschist*innen. Menschen, deren Leben eine Politik mörderischen Rassenwahns für „lebensunwert“ erklärt hat. Dabei gedenken wir insbesondere den Verbrechen, welche in deutschem Namen den Jüdinnen und Juden angetan wurde: „Ein ganzes Volk von der Erde verschwinden zu lassen“ – und mit ihm seine Religion und seine Kultur, propagierte der SS-Führer Himmler. Zum Zweck der Ausbeutung und Vernichtung von diesen Millionen Menschen haben die Faschisten die Konzentrationslager gebaut. Das KZ Auschwitz war das größte von den über 1000 Lagern.  Nach der Deportation der Jüd*innen und anderen Verfolgten, wurden diese in den Konzentrationslagern zunächst in arbeitsfähig und arbeitsunfähig unterteilt, während die arbeitsunfähigen, die Alten, Kranken und Kinder dann sofort vergast wurden.  stand den anderen häftlingen die sogenannte Vernichtung durch Arbeit bevor. Dabei wurden sie in den Fabriken deutscher Unternehmen die um das KZ Auschwitz herum gebaut waren, ausgebeutet bis sie tot umfielen. Ihre Lebenserwartung nach betreten dieser industriellen Vernichtungsmaschine betrug meist nur wenige Wochen bis Monate. Diesem Genozid konnte erst durch die geeinte Kraft der Allierten, insbesondere der Roten Armee ein Ende gesetzt werden. Die Befreiung des KZ Auschwitz ist dafür ein wichtiger Tag. Aber auch nach der Befreiung von Auschwitz ging das Morden weiter, in Belsen, Buchenwald und anderswo bis zum endgültigen ​​​​​​​Sieg über den Nationalsozialismus am 8. Mai 1945.

Wir senken unser Haupt vor dem Andenken der Gefallenen. Sie sind unsterblich geworden. Auch weil wir uns jedes Jahr aufs neue versammeln, um Ihnen zu Gedenken und dieses Gedenken, die Erinnerung an sie, lebendig halten. Das ist die Pflicht einer jeden Generation.
Zu Gedenken heißt still zu trauern, Kerzen anzünden, Blumen ablegen. Das Gespräch mit Freund*innen, Familie und Kolleg*innen zu suchen. Den Überlebenden zuzuhören.
Aber Gedenken heißt vor allem Kampf, Kampf dem Faschismus!

Die Abermillionen Kriegsopfer des zweiten Weltkrieges, viele durch den faschistischen Kriegszug im Osten, mahnen uns jeden Tag vor den Schrecken und Verbrechen des Krieges. Verbrechen wie Massenmord, Vertreibung, Zerstörung ganzer Länder, Vergewaltigungen, Hunger und Kältetod sind in jedem Krieg Begleiter und Teil der Strategie. Darum Kämpfen wir auch für den Frieden zwischen den Völkern! Nie wieder Krieg!

Wir wollen das heutige Gedenken nutzen, um Lehren für den Kampf gegen Faschismus und Krieg zu ziehen. Besonders angesichts der perfiden Taktiken, welche der Staat benutzt, um den Hitlerfaschismus und seine Verbrechen  zu instrumentalisieren. Aktuell werden unter der Devise „Nie wieder Krieg“ Leopard-Panzer an die Ukraine geliefert. Es wird plumpe Kriegspropaganda von der Ampelregierung betrieben, und sich unkritisch der Kriegslogik hingegeben. Dabei wird der Krieg in der Ukraine durch Waffenlieferungen nur verlängert werden, wodurch weiter des Blut des einfachen Volkes vergossen wird. Wir fordern Waffenstillstand und diplomatische Verhandlungen jetzt sofort! Nieder mit den Kriegstreibern!

Denn wir wissen, die Erinnerung an den Hitlerfaschismus ist zugleich eine Kampfansage gegen Faschismus, Imperialismus, Krieg, und somit das Versprechen für eine befreite Welt. Wir wissen auch, der Faschismus kann ausschließlich überwunden werden, wenn wir seinen Ursprung, den Kapitalismus, überwinden. Denn all jene Individuen, die die kapitalistische Gesellschaft isoliert zurücklässt, sammelt der Faschismus unter dem Versprechen einer vermeintlichen Lösung. So schrieb schon Clara Zetkin in ihrem Werk „Der Kampf gegen den Faschismus“ (1923): „Das Proletariat hat im Faschismus einen außerordentlich gefährlichen und furchtbaren Feind vor sich. Der Faschismus ist der stärkste, konzentrierteste (…) Ausdruck der (…) Weltbourgeoisie.“

Also lasst uns gegen diese Vereinzelung ankämpfen, lasst uns die Stärke des Gedenkens bündeln und in Kampf verwandeln, lasst uns lernen von der unglaublichen Stärke der Widerstandskämpfer*innen, lasst uns kämpfen für den Frieden, bis zum Sozialismus!